Dr. med. J. Ev. P. Schrettenbrunner war von 2002 bis 2013 leitender Arzt der psychiatrischen Klinik am Rosensee, Aschaffenburg. Seit 2013 betreibt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Aschaffenburg eine Privatpraxis für personalisierte Psychiatrie und Psychotherapie (www.pfpp-ab.de). Der Vorstand des Selbsthilfe bei Depressionen e.V. lud Dr. Schrettenbrunner ein, für seine Mitglieder einen Vortrag über neueste Erkenntnisse zu Diagnose und Therapie der depressiven Störung zu halten. Es sollte ein Abriss über die Grundlagen zu diesem Thema werden, der letztendlich auch einen Blick „über den Tellerrand hinaus“ bot.
Wissenschaftliche Untersuchungen gehen von einer Lebenszeitprävalenz der Depression von 12 – 17 % aus. Diese einleitenden statistischen Erhebungen zeigten den Zuhörern eindringlich, inwieweit Depressionen in Deutschland neben Alkohol- und Angsterkrankungen zur Volkskrankheit geworden sind. Die Ursachen für die Depressionsentstehung sind vielfältig. So können neben chronischen Belastungen und traumatischen Erfahrungen auch Persönlichkeit, genetische Prädisposition oder physikalische Einwirkungen kausal sein. Aus Sicht der Biochemie sind es Veränderungen der drei Botenträgerstoffe Dopamin, Noradrenalin und Serotonin, die zur Entstehung einer depressiven Symptomatik führen können.
Zur Therapie der Depression gab Dr. Schrettenbrunner zunächst einen Überblick über die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten. Er berichtete über eine aktuelle Studie, die Wirksamkeit und Verträglichkeit verschiedener Antidepressiva gegenübergestellt hat und interessante Ergebnisse liefert. Im Rahmen der nicht medikamentösen Therapiemethoden erläuterte er neben den psychotherapeutischen Verfahren u.a. Licht- oder Schlafentzugstherapie. Da Vitamin D3 – Mangel zu depressiven Symptomen führen kann, ging er auf die Möglichkeiten und Risiken ein, die sich aus einer Substitution des Vitamins ergeben können.
Neuere Untersuchungen zeigen, dass sich bei Depressivkranken oft die Zusammensetzung der Mikrobiome negativ verändert hat. Die Gabe von Mikrobiomen kann somit in einer Vielzahl von Fällen zur Verringerung depressiver Symptome führen. Dr. Schrettenbrunner wies abschließend darauf hin, dass Depressionen als Symptom des Klimakteriums bei Frauen und Männern auftreten können. Die Einnahme bioidentischer Hormone (Testosteron, Östrogen, Progesteron) wirkt antidepressiv.
Der Vorstand des Selbsthilfe bei Depressionen e.V. bedankt sich bei Herrn Dr. Schrettenbrunner für den interessanten und kurzweiligen Vortrag.